Auf eine Zeitreise begab sich die Klasse 10a zusammen mit Herrn Dietrich Elsner, der die Schülerinnen im Geschichtsunterricht besuchte. Der 99-jährige berichtete von seinem Lebensweg und seinen Erlebnissen von 1933 bis 1945, aber auch wie er als Sohn wohlhabender Eltern aufwuchs und die Familie durch die Weltwirtschaftskrise ihr Unternehmen und ihr Haus verlor und in eine einfache Arbeitersiedlung zog.
Dietrich Elser erzählte von seiner Schulzeit und wie er die Machtergreifung Hitlers erlebte. Ganz klar und deutlich gab er zwischendrin Dialoge mit seinem Vater wieder und nahm die Schülerinnen so mit ins Geschehen. Seine Schulzeit und auch die Mitgliedschaft in der Hitlerjugend thematisierte Elsner und der Geschichtskurs konnte so Parallelen zum Erlernten ziehen, aber auch feststellen, dass der Bericht eines Zeitzeugen ganz andere Schwerpunkte hat und viele Perspektiven beleuchtet, über die im Unterricht noch nicht nachgedacht wurde.
Mit Kriegsbeginn änderte sich alles und doch ging Elsers Leben weiter. 1941 machte er seinen Schulabschluss und absolvierte ein Praktikum in einem Baugeschäft in Sachsen. Der Unternehmer hatte sich zum Ziel gesetzt, eine Bahnlinie Richtung Jugoslawien zu bauen – für den Krieg. Hier trat Dietrich Elsner auch zum ersten Mal mit französischen und englischen Kriegsgefangenen in Kontakt, die ebenfalls dort arbeiteten. Er empfand den Kontakt als sehr bereichernd und erzählte den Schülerinnen, dass er Tauschgeschäfte mit den Gefangenen machte: Süßstoff gegen englischen Tee. Das Bauvorhaben wurde eingestellt und der Unternehmer verkaufte seine Firma.
Die Baumaschinen wurden nach Auschwitz gebracht, um dort ein Buna-Werk aufzubauen. Auch Dietrich Elsner arbeitete an dem Aufbau der Fabrik mit, die neben dem Konzentrationslager entstand. Er berichtete von seinen Eindrücken aus dem Konzentrationslager und seine Beobachtungen, wie mit den Juden dort umgegangen wurde. Betroffen folgten die Schülerinnen den unglaublichen Darstellungen Elsners.
Dietrich Elsner wurde dann schließlich eingezogen und kam als Soldat nach Ostoberschlesien. In seiner ausführlichen Darstellung über seine Kriegserlebnisse wurde deutlich, wie unterschiedlich die Wege eines Soldaten verliefen. Er berichtete auch von Situationen, in denen man auf den Feind traf, dass aber ohne Kampfauftrag nicht geschossen wurde. „Feigheit ist das bessere Ende der Tapferkeit“, so Elsner. Dietrich Elsner wurde in seiner Laufbahn oft befördert, aber seine Erzählungen zeigten, dass er häufig im Sinne seiner Kameraden und nicht aus Kriegsüberzeugung handelte. So rettete er als Zugführer z. B. 137 Menschen das Leben, als er entschied, als man sich aus der Nähe der Hauptkampflinie entfernen sollte, dass alles was an Ausrüstung klapperte, abgelegt werden müsse. Die Soldaten legten Kochgeschirr, Gasmasken etc. ab und die Truppe hielt sich im Gänsemarsch entlang eines Bachlaufs, der plätscherte und so den Rückzug durch die russische Linie unauffällig ermöglichte. Seine erfolgreiche Rettung der Männer wurde jedoch nicht gelobt. Elsner wäre dafür fast vor das Kriegsgericht gekommen, da er Wehrmachtsgut verschwendet hatte. Elsner selbst war zu diesem Zeitpunkt erst 20 Jahre alt.
Nach einer Kriegsverletzung durch Granatsplitter sowie der Amputation eines Fingers kam Elsner ins Lazarett, ging jedoch nach einem Zwangsurlaub bald wieder zurück an die sowjetische Front. Durch seine Erzählung wird klar, dass das Kriegsende nicht weit sein konnte. Viele versehrte Soldaten, die noch zu Kampfhandlungen eingesetzt werden sollten, wurden ihm zugeordnet, obwohl er selbst auch eingeschränkt war. Am 7. Mai 1945 waren amerikanische Panzer zu sehen, um den Waffenstillstand zu bringen. Die Soldanten und so auch Elsner wurden von ihren Offizieren mit dem Hinweis entlassen, zuzusehen, nach Westen zu kommen und sich durchzuschlagen.
Zum Schluss berichtete Dietrich Elsner noch von seiner russischen Kriegsgefangenschaft, in die er gelangte, als er sich auf den Weg machte. Die Zustände in dem Zuchthaus, die schlechte Versorgung standen im Fokus. Die Kameradschaft unter den Gefangenen hob er besonders hervor. Man teilte sich Sauerkrautwasser und Brotstücke gerecht.
Die Schülerinnen hätten noch Stunden zuhören können, aber an dieser Stelle endete der Vortrag. Herr Elsner bedankte sich bei seinen interessierten Zuhörerinnen, dass er ihnen aus seinem Leben berichten durfte und wünschte ihnen, dass sie so etwas nie erleben müssen. Die Schülerinnen waren beeindruckt von Herrn Elsner, der mit ihnen seine Geschichte geteilt und somit erlebbar gemacht hat und dankbar für diese tolle Erfahrung.
